8. Uplengener Dialog setzt deutliches Zeichen gegen Antisemitismus

6. November 2025

Der 8. Uplengener Dialog stand in diesem Jahr ganz im Zeichen eines Themas, das an Aktualität und Dringlichkeit kaum zu übertreffen ist: „Antisemitismus im 21. Jahrhundert – Was tun gegen den neuen offenen Judenhass?“

Am Freitagabend (31. Oktober 2025) kamen mehr als vierzig interessierte Bürgerinnen und Bürger in die Eingangshalle der Oberschule Uplengen, um gemeinsam mit Wolfgang Kellner, dem Vorsitzenden des Landesverbandes Niedersachsen der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, und Ulf Thiele, Mitglied des Niedersächsischen Landtages, über Ursachen, Erscheinungsformen und Gegenstrategien moderner Formen von Antisemitismus Judenfeindlichkeit zu diskutieren.

Antisemitismus ist kein Relikt der Vergangenheit

In der Begrüßung betonte Bernd Diener, Vorsitzender der CDU Uplengen, dass Antisemitismus kein Problem der Geschichte, sondern eine Herausforderung der Gegenwart sei.

„Wenn jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger heute wieder Angst haben, ihre Symbole offen zu tragen, ist das ein Warnsignal für uns alle“, erklärte Diener in der Eröffnung. „Antisemitismus richtet sich nie nur gegen Jüdinnen und Juden – er greift unsere gemeinsamen Werte von Demokratie, Freiheit und Menschenwürde an.“

Wolfgang Kellner machte in seinem einleitenden Statement deutlich, dass Antisemitismus in der heutigen Zeit in vielen Formen existiere – von offenem Hass bis hin zu subtilen Vorurteilen, die unbewusst weitergegeben würden. Besonders wichtig sei daher die ständige Aufklärung, der sich auch die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit besonders verschrieben habe: „Wir müssen lernen, Antisemitismus frühzeitig zu erkennen – in der Sprache, in Bildern, in vermeintlichen Witzen – und klar Haltung zeigen“, so Kellner.

Er schlug den Bogen von den judenfeindlichen Schriften Martin Luthers bis in die Gegenwart und betonte, dass historisches Bewusstsein und selbstkritische Auseinandersetzung eine Voraussetzung für echte Verständigung seien.

Politische Verantwortung und gelebte Solidarität

Ulf Thiele berichtete über seine eigenen Begegnungen mit den jüdischen Gemeinden in Niedersachsen. Diese Kontakte hätten ihn tief geprägt: „Es ist beeindruckend, mit wie viel Mut und Engagement jüdische Gemeinden heute wieder sichtbar sind – und wie sehr sie auf den Rückhalt der demokratischen Mitte angewiesen sind.“

Thiele hob hervor, dass Politik, Schulen, christliche Kirchen und „Jede und Jeder in unserer Gesellschaft“ gemeinsam Verantwortung tragen, um jeder Form des Antisemitismus entschieden entgegenzutreten. „Wir müssen Haltung zeigen – in der politischen Debatte, im Vereinsleben und im Alltag. Schweigen darf keine Option sein. Unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger müssen sich auf unsere Solidarität und auf unseren Schutz gegen Angriffe – egal ob verbal oder körperlich, versteckt oder offen – verlassen können.

Ein Abend der Haltung und des Dialogs

Die anschließende Diskussion zeigte, dass das Thema viele bewegt. Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten von persönlichen Eindrücken und fragten nach Wegen, wie man auch im ländlichen Raum Aufklärung und Zivilcourage fördern könne. Auch die Bedrohung Israels durch seine Nachbarn und speziell durch den Iran und die Folgen der Terrorangriffs der Hamas auf Israel und der militärischen Reaktion darauf sowie die darauf folgende Welle antisemitischer Vorfälle auch bei uns in Deutschland waren Thema des Abends. „In den vergangenen zwei Jahren brach sich offener Judenhass in Europa und auch in Deutschland Bahn, der für die hier lebenden Jüdinnen und Juden zu einer ernsthaften Bedrohung wird“, erklärte Thiele. Wolfgang Kellner wies darauf hin, dass „Kritik an und eine kritische Haltung gegenüber der rechtsextremen Regierung Netanjahu kein Antisemitismus ist. Zugleich muss gesehen werden, in welcher Ausnahmesituation der Staat Israel existiert. Er ist von allen Nachbarn und durch die Terrororganisationen existenziell bedroht. Gegen diese Bedrohung muss Israel sich verteidigen.“ Ulf Thiele ergänzte: „Das sich Jüdinnen und Juden in Deutschland, die ja deutsche Staatsbürger sind, für Handlungen der Regierung Netanjahu, des israelischen Militärs oder radikaler Siedlergruppen rechtfertigen müssen, ist aber auch nichts anderes als Antisemitismus. Auch davor müssen wir sie schützen!“

Der Austausch war offen, respektvoll und geprägt von der Bereitschaft, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen.

Zum Abschluss betonte Bernd Diener für die CDU Uplengen:

„Der Uplengener Dialog soll Denkanstöße geben, Mut machen und zum Gespräch einladen. Antisemitismus darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben – nicht in Worten, nicht in Gedanken, nicht in Handlungen.“

Mit großem Dank an die Referenten und an das engagierte Publikum endete der Abend mit dem Versprechen, auch künftig aktuelle gesellschaftliche Themen offen aufzugreifen.

Hintergrund: Der Uplengener Dialog wird seit Einführung des Reformationstages als gesetzlicher Feiertag und an diesem Tag von der CDU Uplengen organisiert. Ziel ist es, gesellschaftlich relevante Themen aufzugreifen, den Austausch zu fördern und den Blick über die kommunalen Grenzen hinaus zu öffnen.